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„Wir schöpfen unser Potenzial nicht aus“

Sven Gudegast zur Lage beim ATS Buntentor

(Foto: hansepixx.de)

Die grundsätzliche Einschätzung seiner Mannschaft fällt Sven Gudegast nicht schwer. „Wir haben eigentlich eine super geile Truppe“, sagt der Trainer des ATS Buntentor. Wobei die Betonung auf „eigentlich“ liegen muss: Die Bremerinnen befinden sich derzeit auf dem zehnten Tabellenplatz der Frauen-Regionalliga Nord, lediglich einen Rang und drei Punkte von der Abstiegszone dieser Spielklasse entfernt. Selbst unter Einbeziehung des einen Nachholspiels ist mit dieser Platzierung keineswegs eine zufriedenstellende Bilanz verbunden. „Wir schöpfen unser Potenzial nicht aus“, bestätigt Gudegast.

Rückblende: In der vergangenen Saison, damals überwiegend von der aktuellen Co-Trainerin Carina Menke betreut, hatte der ATS zu den Überraschungsteams gezählt und den dritten Platz in der Abschlusstabelle belegt. Im Sommer kam Sven Gudegast vom Nachbarn SV Werder II und brachte rund ein halbes Dutzend arrivierte Spielerinnen vom Regionalliga-Absteiger mit. Die Prognose für die laufende Saison fiel dem neutralen Beobachter relativ leicht, und sie wurde von den Verantwortlichen des ATS weitgehend geteilt: Mit erfahrenen Zugängen wie Alina Böttjer, Paula Rößeling oder Michelle Entelmann sollte das erfolgreiche Team des Vorjahres noch ein wenig stärker werden. Mit dem Abstieg würden die Bremerinnen also auch in diesem Jahr nichts zu tun haben, dachte man.

Es kam anders, und die Gründe dafür sind vielschichtig. Zum einen musste Gudegast immer wieder improvisieren, da wichtige Spielerinnen ausfielen. Dabei wurde deutlich, dass selbst ein verstärkter, auf einem guten Regionalliga-Niveau befindlicher Kader nicht jeden verletzungsbedingten Ausfall kompensieren kann: In Franziska Gieseke – mit zehn Treffern noch immer eine der erfolgreichsten Stürmerinnen der Liga – fehlt seit einigen Wochen eine eigentlich unverzichtbare Angreiferin, und mit Paula Rößeling muss der ATS auf eine zentrale Mittelfeldspielerin verzichten.

Zum anderen ist da die Erwartungshaltung, im Team und in dessen Umfeld. „Sie spüren jetzt den Druck“, sagt Gudegast über seine Kickerinnen. Vor der letzten Saison hatte niemand etwas vom Aufsteiger aus 2020 erwartet. Also konnte das Team befreit aufspielen und einfach mal Punkte sammeln. „Da hatten sie nichts zu verlieren“, so Gudegast. Angesichts der positiven Prognose im letzten Sommer sieht das in der aktuellen Spielzeit ganz anders aus. „Wahrscheinlich setzen sich die Spielerinnen selbst unter Druck, und so fehlt die Lockerheit“, vermutet der ATS-Coach.

Nun geht es ihm darum, seinem Team ein wenig von der Anspannung zu nehmen, es aber trotzdem auf die kommenden Spiele einzuschwören. Denn eines ist Gudegast vor den Duellen mit dem SV Meppen II (5.), der TSG 07 Burg Gretesch (12.) und Holstein Kiel (6.) klar: „Wir müssen jetzt Punkte holen.“ Dabei sorgte ausgerechnet die 0:1-Niederlage bei Hannover 96 am letzten Wochenende für ein gutes Gefühl. „Wir waren diesem Gegner ebenbürtig“, kommentierte der Trainer die knappe Niederlage beim Dritten. In Hannover hatte der ATS seine noch immer vorhandene Qualität also auf den Platz bekommen.

Nun ist aber Konstanz gefragt. Also etwas, das die Bremerinnen bislang nicht so gut hinbekommen haben. Denn bei 96 hatte das Team ja nicht zum ersten Mal mit einer guten Leistung überzeugt. Doch starken Auftritten gegen eigentlich stärkere Gegner folgten in den vergangenen Monaten nicht selten enttäuschende Darbietungen gegen vermeintlich schwächere Mannschaften. Das muss der ATS Buntentor nun in den Griff bekommen, möchte er nicht bis zum Saisonende zittern. Es geht also auch um den Kopf, und in dieser Hinsicht wird Sven Gudegast das letzte Spiel in die Vorbereitung der kommenden Partie einfließen lassen. Er sagt: „In Hannover haben wir gesehen, dass es geht.“

 


(Text: Stefan Freye)

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