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50 Jahre Frauenfußball in Deutschland

Travemünde 1970 Ausgangspunkt einer Erfolgsstory

(Foto: hansepixx.de)

Berlin, 30. Juli 1955: Der DFB-Bundestag beschließt einstimmig, Damenfußball zu verbieten. Vereine dürfen Damenmannschaften ihre Plätze nicht zur Verfügung stellen oder gar Abteilungen für Damenfußball gründen. Schiedsrichter dürfen keine Spiele von Damenmannschaften leiten.

Kiel, Sommer 1958: Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes greift das Thema Frauenfußball beim Verbandstag in seiner Begrüßungsrede auf: „Mein ganz besonderer Gruß gilt noch einmal den Damen. [...] Meine Damen, sie wissen, dass wir im Deutschen Fußball-Bund im laufenden Jahr den Damen-Fußball – oder besser gesagt, den Frauen-Fußball – abgelehnt haben. Ich möchte es bei dieser Gelegenheit ganz besonders betonen, dass ich mich in erster Linie dafür stark gemacht habe, dass der Fußballsport dem männlichen Geschlecht vorbehalten bleibt. Die Achtung und die Würde unserer Frauen und unserer Schwestern verpflichten uns, sie von einer Sportart fernzuhalten, die leicht ins Gladiatorenhafte ausarten kann und die der Frau ihren Reiz und ihre Würde nimmt. Wollen Sie bitte diese Beschlüsse von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet sehen und wollen sie darin eine Huldigung an die Frauen ausgesprochen wissen.“

Travemünde, 31.10.1970: Der DFB-Bundestag beschließt:
a)    „Der im Jahre 1955 gefasste Beschluss, Spiele von Frauenfußballmannschaften nicht zu gestatten, wird aufgehoben“.“
b)    „Der DFB-Vorstand wird beauftragt, zur Durchführung von Frauen-Fußballspielen Richtlinien zu erlassen.“

Koblenz, 10.11.1982: Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft, trainiert von Gero Bisanz, bestreitet ihr erstes Länderspiel. Die Auswahl der Schweiz wird mit 5:1 geschlagen. In der 41. Minute wird die 18-Jährige Silvia Neid eingewechselt und erzielt zwei Tore.

Siegen, Sommer 1989: Das Halbfinalspiel der Frauen-Europameisterschaft zwischen Deutschland und Italien (4:3 n.E.) ist das erste Länderspiel, das live im Fernsehen übertragen wurde. Einige Tage später wird Deutschland zum ersten Mal Europameister (4:1-Sieg über Norwegen vor 23.000 Zuschauern in Osnabrück).

Deutschland, Sommer 1990: Einführung der Frauen-Bundesliga.

Atlanta/USA, Sommer 1998: Zum ersten Mal ist Frauenfußball im olympischen Programm vertreten.

Carson/USA, 12. Oktober 2003: Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft wird zum ersten Mal Weltmeister. Nia Künzer erzielt in der Verlängerung gegen Schweden das erste und einzige „Golden Goal“ im internationalen Frauenfußball. Bei der Heimkehr aus den USA wird das Team von Tina Theune von tausenden jubelnden Fans empfangen.

Shanghai, 30. September 2007: Nach einem 2:0-Erfolg gegen Brasilien gelang einem amtierenden Weltmeister erstmals die erfolgreiche Titelverteidigung. Die Mannschaft von Silvia Neid feierte den Titel ohne einen Gegentreffer und stellte mit Nadine Angerer die beste Torhüterin und mit Birgit Prinz die zweitbeste Spielerin des Turniers.

Deutschland, Sommer 2011: Erstmals wird eine Frauen-WM in Deutschland ausgetragen. Für das Team um Kapitänin Birgit Prinz ist im Viertelfinale nach einer 0:1-Niederlage gegen Japan das Turnier beendet.

Maracanã/Rio de Janeiro, 19.08.2016: Das deutsche Team holt erstmals olympisches Gold. Im Finale wird Schweden von 52.000 Zuschauen mit 2:1 geschlagen. Es ist das letzte Spiel von Bundestrainerin Silvia Neid, die als Welt- und Europameisterin sowie Olympiasiegerin in die Annalen eingeht.

Berlin, 10. September 2017: Mit Bibiana Steinhaus leitet erstmalig eine Schiedsrichterin eine Partie der Bundesliga. Nach dem Spiel Hertha BSC – Werder Bremen folgen 23 (92x 2. Bundesliga, 35x Frauen-Bundesliga) weitere Begegnungen in der höchsten deutschen Männerspielklasse bis sie im September 2020 ihren Rücktritt erklärt.

50 Jahre Frauenfußball zusammengefasst in ein paar Meilensteinen und nur wenigen Sätzen. Dabei gäbe es unendlich viel mehr zu erzählen, zu bejubeln und auch zu beweinen. Der Weg des Frauenfußballs in Deutschland war und ist ein außerordentlich erfolgreicher. Steinig, häufig von Vorurteilen gesäumt und nur durch das unermüdliche Engagement Einzelner geebnet. Heute ist er aber aus der Sportlandschaft nicht mehr wegzudenken. In den meisten Clubs spielen Mädchen und Frauen mit Begeisterung Fußball. Breitensport, Talentförderung und professionelle Wettbewerbe sind in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen. Und dennoch soll die Entwicklung hier noch nicht zu Ende sein. Es gibt noch viel anzupacken, um dem Frauenfußball auf breiter Basis besser aufzustellen.

Wie gerne hätten wir all diese Themen miteinander besprochen und die vergangenen 50 Jahre mit einer großen Feier Revue passieren lassen. Zu diesem besonderen Jubiläum wollten wir gemeinsam mit Weggefährt*innen, Gästen, Spieler*innen und Trainer*innen auf bewegte Jahrzehnte zurückblicken. Wir wollten skurrile, ernste aber vor allen Dingen fröhliche und erfolgreiche Momente Revue passieren lassen und den Menschen „Danke“ sagen, die im Laufe der Zeit viel bewegt haben und ohne die der Frauenfußball heute ein anderer wäre.

Aber leider kommt es nun anders als erhofft; die Corona-Pandemie hat uns wieder voll im Griff und andere Dinge stehen jetzt im Vordergrund. Eine Party kann es nicht geben aber feiern können wir dieses Jubiläum auch digital. Posten Sie bei Twitter oder Instagram Ihre schönsten Momente, die besten Erinnerungen oder einfach alles, was Sie mit 50 Jahre Frauenfußball verbinden. Nutzen Sie den Hashtag #50JahreFF und verlinken Sie uns mit @nordfv

 


(Text: NFV)

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