News

„Die Saison ist zum Glück noch lang“

Sportdirektor Florian Riedel zur Lage beim TSV Havelse

(Foto: hansepixx.de)

Das war anders geplant: Eigentlich sollte Florian Riedel nach und nach reinfinden ins Amt des Sportdirektors beim TSV Havelse. Schließlich hatte der 32-Jährige den Posten erst im Sommer angetreten, und auf dem Platz steht Riedel als rechter Verteidiger ja auch noch regelmäßig. Doch es wurde nichts aus einem entspannten Start: Ein personeller Umbruch, der Fehlstart, der Havelse in den Keller der Regionalliga Nord führte, und zuletzt auch ein Trainerwechsel versorgten Florian Riedel frühzeitig mit reichlich Erfahrung. Er bestätigt: „Das Ziel war ein sukzessiver Einstieg, aber es war keine Zeit für eine lange Eingewöhnung. Trotzdem sehe ich das Positive, denn Ich begreife die Situation als Herausforderung, und ich mag Herausforderungen.“
 
Diese Herausforderung ist auch noch lange nicht vorbei: Nachdem man sich beim TSV schweren Herzens dazu entschlossen hatte, den glücklosen Philipp Gasde durch den bisherigen U19-Coach Samir Ferchichi zu ersetzen (Riedel: „Der Trainerwechsel war das Ergebnis der Leistung jedes einzelnen Spielers.“), schien damit sofort ein Effekt verbunden: Gleich das erste Spiel unter dem neuen Übungsleiter endete mit einem 2:0 beim FC St. Pauli II. Aber am Wochenende verlor der TSV auf eigenem Platz mit 0:3 gegen Blau-Weiß Lohne. „Wir müssen schleunigst sehen, dass sich jeder Einzelne und wir uns als Mannschaft verbessern“, sagt Florian Riedel.
 
Derzeit belegt der TSV Havelse den 18. Rang der Liga, ist also Vorletzter. Seine neun Punkte lassen alle Möglichkeiten, liegt ein Nichtabstiegsplatz doch nur drei Zähler entfernt. Aber sicher ist auch: Es geht nun um den Klassenerhalt, und damit ist zweifellos eine Überraschung verbunden. Denn eigentlich hatten die Experten den TSV vor der Saison zumindest zum erweiterten Favoritenkreis gezählt. Schließlich kam das Team doch aus der 3. Liga und schien allein deshalb über eine Qualität zu verfügen, die einen Platz in der Spitzengruppe ermöglichen sollte.
 
Aber das war grundsätzlich schon einmal ein Irrtum. Denn nach dem Abstieg vollzog sich ein Umbruch, zahlreiche Spieler verließen den Verein. In Havelse musste man nun ohne Kicker wie Tobias Fölster (Weiche Flensburg), Noah Plume (VfB Lübeck), Vico Meien (VfR Aalen), Fynn Lakenmacher (1860 München), Leon Damer (Hallescher FC) und Kianz Froese (SV Wehen Wiesbaden) auskommen. Insgesamt gingen 16 Spieler, und auch Trainer Rüdiger Ziehl suchte eine neue Aufgabe.
 
Angesichts der vielen Personalwechsel fehlte schon einmal eine Voraussetzung für schnellen Erfolg: Eine eingespielte Mannschaft. Denn das hatte ja bereits im Sommer festgestanden: Egal, wer die Abgänge ersetzen würde, das neue Team musste sich erst einmal finden. Für Florian Riedel ist die aktuelle Situation deshalb auch mit einer Feststellung verbunden: „In Havelse wissen wir mittlerweile sehr zu schätzen, mit welchen Mitteln wir über Jahre oben dabei waren in der Regionalliga und wir stark das Kollektiv damals war.“
 
Nun ist die Mannschaft neu, und sie ist relativ jung. Ihre Entwicklung sollte gleichwohl schnell voranschreiten. „Wir haben gerade zu Beginn der Saison oft gedacht, dass wir die Spiele spielerisch gewinnen können“, sagt Florian Riedel. Er verbindet mit dieser Fehleinschätzung eine ganz entscheidende Ursache für den Misserfolg: Fußball in der Regionalliga will immer auch gearbeitet werden. Es geht um Grundtugenden wie Einsatzbereitschaft und Laufvermögen. „Dabei muss jeder Verantwortung übernehmen, und da muss sich aktuell auch jeder hinterfragen“, so Riedel. Eine Überraschung war die jüngste Niederlage für ihn allerdings nicht: „Keiner hat gedacht, dass mit dem Austausch einer Person alle Probleme enden würden“.
 
Konzentriert weiterarbeiten und die eigene Qualität schon bald konstant auf den Rasen bringen – so sieht das Konzept in Havelse aus. „Beim TSV hat man immer die Ruhe bewahrt“, betont Florian Riedel. Er sieht immerhin einen „Vorteil“ darin, dass die Situation angesichts des vorletzten Tabellenplatzes ziemlich eindeutig ist: In Havelse wird nun wohl niemand mehr denken, dass man für die Teilnahme am Abstiegskampf ja eigentlich zu stark sei. „Und die Saison ist zum Glück noch lang“, nennt Florian Riedel einen weiteren positiven Aspekt der an sich ziemlich prekären Lage seines TSV. Er sagt: „Wir müssen uns jetzt von Spiel zu Spiel da unten rausarbeiten.“ Dabei ist sich der Sportdirektor sicher, dass auch die eigene Entwicklung von den Erfahrungen dieser Tage profitieren wird: „Ich werde daran wachsen.“
 


(Text: Stefan Freye)

Folgen und mehr erfahren:
NordFV bei Facebook NordFV bei X NordFV bei Instagram NordFV bei YouTuube NordFV Live