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"Ich würde mir wünschen, dass auch die kleinen Vereine gehört werden"

Alina Witt (SVHU) im Interview

(Foto: privat)

In der Frauen-Regionalliga Nord ist Halbzeit. Nach 12 Spieltagen ist erst einmal Regeneration angesagt, bevor es wieder in die Vorbereitung auf die Rückrunde geht.
Besonders spannend geht es zumindest an der Tabellenspitze in diesem Jahr nicht zu. Während die Meisterschaft in der vergangenen Saison quasi in letzter Minute entschieden wurde, scheint der SV Henstedt-Ulzburg in diesem Jahr fest entschlossen, den Titel frühzeitig unter Dach und Fach zu bringen. Ob dies gelingt, oder ob die Konkurrenz aus Hannover noch eine Aufholjagd starten kann, liegt auch ein bisschen an Alina Witt. Die 24-jährige Hamburgerin ist Toptorjägerin beim SVHU und seit fast acht Jahren fester Bestandteil der Offensivabteilung des Teams um Coach Christian Jürrs. Wie sie die laufende Spielzeit sieht und was für Erwartungen sie noch hat, erzählt uns Schleswig-Holsteins Fußballerin des Jahres 2018 im Interview:


Noch ein Spieltag, dann ist Winterpause in der Frauen-Regionalliga Nord. Der SV Henstedt-Ulzburg steht ziemlich einsam an der Tabellenspitze. Gefällt Euch ganz gut dort, oder?

Natürlich ist es schön ganz oben zu stehen aber dadurch haben wir auch jede Woche eine Menge Druck und müssen immer wieder zeigen, dass wir dort zu Recht stehen. Wir haben starke Konkurrenten und dürfen uns nicht auf unseren Tabellenplatz ausruhen. Wir wollen als Herbstmeister in die Winterpause gehen und nach einer kurzen fußballfreien Zeit gestärkt und mit einem guten Gefühl in die Vorbereitung starten, damit wir zum Rückrundenauftakt und natürlich für die gesamte Rückrunde wieder auf besten Niveau sind, um dann das Ziel die Meisterschaft anzugehen.

Ihr habt zurzeit elf Punkte Vorsprung vor Hannover 96. Was macht Euch aus? Wo liegen Eure Stärken?

Unser Teamgeist ist in diesem Jahr eine enorme, positive Stärke. Auf dem Platz kämpfen und siegen wir gemeinsam und wollen das Ziel Meisterschaft gemeinsam angehen. Auch bei Rückständen haben wir diese Saison bewiesen, dass wir als Team funktionieren, zusammenhalten und gemeinsam enorm zusammengewachsen sind. Zudem ist unsere Defensive in diesem Jahr sehr gut besetzt, was sich auf alle Mannschaftsteile positiv auswirkt.

Du bist mit 21 Treffern Torjägerin Nummer eins in der Liga. In der vergangenen Saison standen 19 Tore nach 22 Spieltagen auf Deiner Habenseite. Wo geht das in dieser Spielzeit noch hin?

Ich hoffe sehr, dass bis zum Saisonende noch viele weitere Tore dazu kommen und ich damit meinen Beitrag für die Mannschaft leisten kann. Wenn am Ende der Saison dann die Meisterschaft stehen würde, umso schöner. Ich denke als Stürmerin möchte man natürlich immer Tore schießen, aber in erster Linie geht es beim Fußball um die Mannschaft und somit freue und bejuble ich genauso gerne die Tore meiner Mannschaftkolleginnen.

Für die, die Dich nicht so genau kennen. Schildere uns kurz Deinen Werdegang. Wie viele Jahre Deines Lebens hast Du auf dem Fußballplatz verbracht?

Ich spiele bereits seit 17 Jahren Fußball und habe daher mehr als die Hälfte von meinem Leben auf dem Fußballplatz verbracht. Mit sieben Jahren habe ich beim TSC Wellingsbüttel in Hamburg angefangen. Nach sieben schönen und erfolgreichen Jahren habe ich den Wechsel zum HSV gewagt und habe mich dort drei Jahre lang weiterentwickelt. Dann hat es mich zum SV Henstedt-Ulzburg geführt, wo ich nun in meiner achten Saison spiele. Zwischenzeitlich war ich auch für einen kurzen Zwischenstopp beim Erstligisten MSV Duisburg.

Wenn es weiterhin so gut läuft, wird bei Euch keiner an der Frage vorbeikommen, ob es 2020/2021 in die 2. Frauen-Bundesliga geht. Gibt es schon Planungen?

Dazu kann ich zurzeit noch nichts sagen. Da ich aber bereits mit dem SV Henstedt-Ulzburg in der zweiten Liga gespielt habe, kann ich sagen, dass ich persönlich sehr gerne noch einmal mit dieser Mannschaft in der zweiten Liga spiele wollen würde.

Die Torhüterin des VfL Wolfsburg, Almuth Schult, hat vor kurzem gesagt, dass „viele beim Frauenfußball abwinken, da sie das Bild vom Männerfußball im Kopf haben und es auf den Frauenfußball projizieren“. Hast Du diese Erfahrungen auch gemacht?

Nachdem damals der Hamburger SV sowohl die in der 1. Bundesliga als auch die in der 2. Bundesliga spielenden Frauenmannschaften zurückgezogen hat, war nicht klar, wie es beim HSV weitergehen würde. Das war damals die Zeit, in der ich auf dem Sprung von den Juniorinnen zu den Frauen war. Alle Versuche einer (finanziellen)-Rettung, auch aus den Reihen ehemaliger HSV-Profis, wurden vom damaligen Vorstand nicht erhört. Das war damals schon enttäuschend. Heute ist es allerdings auch schon einmal anders, dann nämlich, wenn man Zuspruch von Zuschauern, auch männlichen, erhält für einen tollen Fußballnachmittag.

Was würdest Du Dir für den Frauen-Fußball wünschen. Wo fehlt es Deiner Meinung nach an Unterstützung?

Es fehlt auf jeden Fall an der finanziellen Unterstützung. Wenn ein Verein spielerisch die Möglichkeit hat in einer höheren Liga zu spielen, es aber finanziell nicht schafft, dann stimmt da meiner Meinung nach etwas nicht. Ich würde mir wünschen, dass auch die kleinen Vereine gehört werden und es keinen Unterschied mehr zwischen Frauen- und Männerfußball gibt. Denn am Ende spielen beide dasselbe Spiel - Fußball!

Hast Du ein Vorbild oder eine Person, die Dich inspiriert, von der Du Dir Dinge abguckst?

Ein richtiges Vorbild habe ich nicht, aber ich gucke gerne Bundesliga oder auch Championsleague, um mir dort ab und zu was abzugucken. Aber auch wenn Frauenfußball im TV läuft, versuche ich die Spiele immer anzuschauen.

Welche Träume möchtest Du Dir auf dem Fußballplatz noch erfüllen?

Ich möchte viele weitere Titel mit dem SV Henstedt-Ulzburg gewinnen und ein weiterer Traum wäre es im DFB-Pokal noch ein bis zwei Runden weiterzukommen als bisher.


Vielen Dank für das Gespräch.



(Interview: NFV / Fotos: privat)
 

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