„Die Ligen“ hat sich längst einen Namen als Dienstleister zur Analyse von Fußballspielen gemacht. Das Unternehmen erhebt dazu zahlreiche Daten, bringt diese in einen Zusammenhang und ordnet sie ein. In regelmäßigen Abständen werden wir hier die Ergebnisse zur Regionalliga Nord veröffentlichen. Diesmal geht’s um die gegnerischen Eckstöße (Stand: 35. Spieltag)
Anzahl der gegnerischen Ecken
Wer offensiv und erfolgreich spielt, kassiert selbst nur wenig Ecken, weil er seinen Gegner ja in dessen Hälfte beschäftigt? Das könnte man meinen. Aber dieser Satz stimmt so nicht. Was die absolute Anzahl von gegnerischen Ecken betrifft, lag im VfB Lübeck (126) zwar ein Topteam an der Spitze des Rankings, kassierte also die wenigsten Eckstöße gegen sich. Aber gleich auf dem zweiten Platz war im BSV Rehden (128) ein Kellerkind der Liga vertreten, gefolgt vom aktuellen Zwölften Phönix Lübeck (132). Es kommt also auch in dieser Hinsicht nicht allein auf die absoluten Zahlen, sondern das Verhältnis zwischen Ecke und Torerfolg an (siehe unten). Das gilt natürlich auch für all jene Mannschaften, die vergleichsweise viele gegnerische Ecken zuließen. Denn: Mehr Ecken als der Spitzenreiter Hamburger SV II (164) kassierten zum Stichtag nur der SSV Jeddeloh (177) und Schlusslicht Kickers Emden (206).
Die gegnerischen Ecken pro Spiel variierten zwischen 3,88 (Phönix Lübeck) und 6,65 (Kickers Emden). Weshalb an dieser Stelle klar wird: Durchschnittlich muss eine Mannschaft der Regionalliga Nord rund fünf Eckstöße pro Spiel verteidigen. Folglich kommt es in einer ganz normalen Partie dieser Spielklasse insgesamt zu rund zehn Ecken.
Die Eckenvariante
In den meisten Fällen wird eine Ecke natürlich vor das Tor des Gegners geschlagen, sucht also nach einem Abnehmer im oder rund um den Fünfmeterraum. Aber es gibt schon auch Ausnahmen. So wurde der VfB Lübeck nur in 79 Prozent aller Fälle mit einer „Flanke“ konfrontiert. Immerhin jeder fünfte Eckstoß (21 %) leitete eine Kombination des Gegners ein, verzichtete also auf einen direkten Ball vor das Tor. Dabei dürfte eine Rolle spielen, dass der VfB in Innenverteidiger Jannik Löhden über einen der größten Spieler der Regionalliga verfügt: Er misst 2,01 Meter. Auch der „Tabellenzweite“ Bremer SV (18 %) sah sich vergleichsweise oft nicht mit einer direkt vor das eigene Tor platzierten Ecke konfrontiert. Hier verteidigt in Kevin Kling (2,02 Meter) ebenfalls ein recht großgewachsener Spieler.
Die Verteidigung der Ecken
Nun wird es langsam richtig spannend: Klärt eine Mannschaft die gegnerische Ecke oder mündet sie in einer gefährlichen Situation, mithin einer Chance für den Gegner? In dieser Hinsicht gibt es deutliche Unterschiede. So vermochten der SSV Jeddeloh und der VfB Lübeck gleich 83 Prozent der gegnerischen Ecken zu klären, bevor eine Gefahr für das eigene Tor entstehen konnte. Dem HSV II gelang das nur in 64 Prozent aller Fälle, was ihm den letzten Platz in diesem Ranking einbrachte. Das bedeutet: Gut ein Drittel (36 %) aller gegnerischen Ecken löst eine Gefahr für das Tor des Spitzenreiters aus. Da neben den Hamburgern auch Hannover 96 II (32 %) und Holstein Kiel II (31) ganz unten in diesem Ranking vertreten sind, dürfte ein Zusammenhang zwischen Erfahrung und der effektiven Verteidigung von Eckstößen bestehen: Offenbar tun sich junge Spieler vergleichsweise schwer mit diesem Standard.
Die Effektivität
Jetzt kommt es wirklich drauf an: Wie viele gegnerische Ecken führen tatsächlich zu einem Torerfolg? Einmal mehr wurde diese „Tabelle“ vom VfB Lübeck angeführt. Seine Gegner benötigten durchschnittlich 63 Ecken, um ein Tor nach diesem Standard zu erzielen. Auch der SSV Jeddeloh (59), der TSV Havelse (50) und der Bremer SV (40) konnten sich sehen lassen. Weniger erfolgreich im Verhindern eines gegnerischen Torerfolgs nach einer Ecke waren dagegen Atlas Delmenhorst (20), Kickers Emden (19), Holstein Kiel II (18) und das Schlusslicht des Rankings, der BSV Rehden (16). Dagegen brachten es 96 II (34) und der HSV II (23) noch ins Mittelfeld dieser Tabelle. Die beiden Nachwuchsteams lassen vielleicht eine ganze Menge zu, wenn der Gegner aus dem Eckkreis antritt. Sie vermögen dessen Chancen aber noch ganz gut zu vereiteln.
(Text: Stefan Freye)